Das FSSB Modification-Kit
Ein großes Problem beim Nachbau eines vernünftigen F-16 Cockpits stellt der Side Stick Controller -
kurz
SSC genannt - dar. Zum einen benötigt der reale SSC sehr wenig
Platz im Cockpit und zum anderen arbeitet der SSC mit einer speziellen Technik, die kein
handelsüblicher Joystick simulieren kann. Doch erst einmal der Reihe nach:
Die Technik des SSC |
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Der SSC ist bei einer realen F-16 auf der rechten Seite an der
Right
Aux Console befestigt. Die Funktionsweise des SSC unterscheidet sich grundlegend von den
Steuerorganen fast aller anderen Flugzeuge. Bei dem SSC werden die Steuerkommandos nicht durch die
Bewegung des Sticks gesteuert, sondern durch die daran aufgewendete Kraft. Je mehr Kraft ich in eine
Richtung ausübe, umso größer sind die Ruderausschläge, die das Flugzeug in die entsprechende
Richtung bewegen. Diese Funktionsweise verleiht der F-16 ein außergewöhnliches Gefühl beim Steuern.
Ich selbst habe zum Glück mehrfach die Gelegenheit gehabt, einen "realen" F-16 Simulator der US Air
Force zu fliegen und ich kann dieses "Feeling" nur bestätigen. Es ist zunächst sehr ungewohnt, einem
festen "Stab" nur durch Kraftaufwendung sagen zu müssen, wohin man fliegen will. Wenn man es aber
mal raus hat (und das geht schneller als man denkt), so kann man die F-16 unglaublich feinfühlig und
präzise steuern. Es macht irrsinnig Spaß, mit dieser Technik zu fliegen. Ich habe dieses Gefühl
immer mit meinem Joystick vermisst.
Im Inneren des SSC arbeitet ein so genannter "Force Transducer". Bei einem Transducer verändert sich
der elektrische Widerstand je nach aufgewendetem Kraftaufwand. Auf Grund dieser Technik benötigt der
SSC nur sehr wenig Platz, da keine Bewegungen mehr umgesetzt und gemessen werden müssen. Und genau
dieser wenige Platz kann einen F-16 Cockpitbauer zur Verzweiflung bringen. Einen normalen Joystick
kann man leider nicht so umbauen, dass er korrekt in die Right Aux Console passt. Nach links in
Richtung des Piloten ist einfach zu wenig Platz dafür vorhanden. Also muss man den Joystick leider
weiter nach außen platzieren, dort hat man aber wegen der dort positionierten Panels keinen Platz
mehr. Also müsste man diese Panels ebenfalls weiter nach rechts verschieben, hierfür ist aber
einfach kein Platz mehr da :-(
Der originale SSC
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Wie man sieht...
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...ist hier extrem...
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...wenig Platz
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Das FSSB Modification-Kit |
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Die Firma
Realsimulator aus Spanien hat
sich dieses Problems angenommen. Sie bietet ein Modification-Kit mit Namen FSSB für den Cougar der Firma
Thrustmaster an. Der Cougar dürfte bei den
meisten F-16 Cockpitbauern vorhanden sein, ist er doch das zurzeit beste und am genauesten
nachgebildete HOTAS System für die F-16. Und dieses HOTAS-System wird nun durch das FSSB von
Realsimulator veredelt. Da ich bereits einige andere Produkte von Realsimulator besitze (z.B. die
Ruderpedale oder das ICP) und von deren Qualität überzeugt bin, habe
ich sofort zugegriffen, als das FSSB verfügbar war.
Nach ein paar Tagen erhielt ich aus Spanien eine kleine Schachtel, in der die Zubehörteile des FSSB
sicher verpackt waren. Das Modification-Kit besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:
- Einem Zylinder mit dem Force Transducer, an dem der abnehmbare Stick des Cougar geschraubt wird
- Einer Platine mit der benötigten Elektronik, die an der Unterseite des Gehäuses befestigt wird
- Ein Abdeckblech für die Gehäuseoberseite des Cougar
Dazu wird noch in einer Tüte eine Menge Schrauben mitgeliefert. Da ich ein sehr fauler Mensch bin,
habe ich mir das Durchlesen der dazugehörigen Bedienungsanleitung gespart und habe mich gleich ans
Werk gemacht, frei nach dem Motto "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" ;-) Und ich wollte doch einmal
testen, ob ich als halbwegs intelligenter Mensch in der Lage bin, so eine "Renovierung"
durchzuführen.
Das Modification-Kit
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Das wird geliefert
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Die Platine
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Der Force-Transducer
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Der Einbau des FSSB |
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Zuallererst muss man - nachdem man den originalen Stick vom Gehäuse des Cougar getrennt hat - alle
Schrauben im Gehäuse lösen und zwar wirklich alle! Auch die Sechskant-Muttern, die die beiden
Anschlussbuchsen für das TQS und die Ruderpedale am Gehäuse fixieren. Das Lösen aller Schrauben war
leider der größte Aufwand, da sich eine mit Siegellack verklebte Schraube im Gehäuse partout nicht
lösen wollte. Erst mit ein wenig Gewalt liest sich diese Schraube entfernen. Nachdem alle Schrauben
gelöst waren und das Gehäuse ausgeweidet vor mir lag, ging ich an das Einbauen des FSSB Modification
Kits.
Zuerst musste ich die Platine mit vier Schrauben am Gehäuseboden befestigen. Auf dieser Platine
befinden sich zwei Gehäuse mit Dip-Schaltern, über die die benötigte Kraft für einen Vollausschlag
eingestellt werden kann. Dies kann zum Glück für jede Achse (X und Y) getrennt geschehen. Die
möglichen Einstellungen gehen von 6 Lbs (Default) bis zu 21 Lbs. Die 6 Lbs sollte man tunlichst
eingestellt lassen, da diese nach meiner Ansicht die maximal mögliche Kraft bei Verwendung des
originalen Cougar-Gehäuses darstellt. Die 6 Lbs entsprechen zwar nicht dem originalen Kraftaufwand
bei einer realen F-16, aber bei größeren Werten wird man Mühe haben, den Vollausschlag ohne
Verschieben des Gehäuses am Tisch zu erreichen. Es sei denn, man schraubt das Gehäuse zuvor am Tisch
fest. Die höheren Werte sollten man denen überlassen, die den Stick mit dem Force Transducer in
einem realen Gehäuse befestigen und dieses stabil in ihrem Cockpit einbauen. Vor den 21 Lbs sei aber
bei Verwendung eines Holzcockpits gewarnt, hiermit reißt man den Stick mit Sicherheit aus seinem
Cockpit heraus ;-)
Doch zurück zur Montage: Beim Befestigen der kreisrunden Platine muss man lediglich darauf achten,
dass diese in der richtigen Richtung festgeschraubt wird. Erleichtert wird dies durch einen auf der
Platine aufgedruckten Pfeil, der im Gehäuse nach vorne (in Flugrichtung) schauen muss.
Danach ist der Zylinder mit dem Force-Transducer an der Reihe. Er wird von oben in das Gehäuse
eingeführt und ebenfalls mit vier Schrauben von innen an die bereits befestigte Platine geschraubt.
Auch hier sollte man darauf achten, dass der Zylinder in der richtigen Ausrichtung montiert wird,
ansonsten kann das spätere Fliegen sehr abenteuerlich werden ;-) Sicherheitshalber sollte man dies
VOR dem Festschrauben des Zylinders mithilfe des Cougar-Sticks überprüfen.
Wenn der Zylinder nebst Platine am Gehäuse korrekt befestigt ist, schauen drei Kabelstränge aus der
Unterseite des Gehäuses heraus. Diese drei Kabelstränge werden nun an der originalen Cougar-Platine
in den entsprechenden Buchsen eingesteckt. Hierbei kann man fast nichts falsch machen, außer dass
man die Kabelstränge für die X- und Y-Achse vertauscht. Ist aber eigentlich ganz einfach. Der linke
Kabelstrang muss links an der Cougar-Platine festgesteckt werden und der rechte analog an der
rechten Seite der Cougar-Platine.
Nachdem all dies geschehen war, habe ich das Abdeckblech mit acht Schrauben von oben an dem Gehäuse
festgeschraubt. Vielleicht hätte ich mir dies ein wenig leichter machen können, wenn ich das
Abdeckblech als erstes eingebaut hätte.
Zum Schluss muss man nur noch die originale Cougar-Platine wieder an ihrem alten Platz festschrauben
(die Sechskant-Muttern der Buchsen nicht vergessen) und dann den Gehäuseboden des Cougars wieder
montieren. That's all. Bei mir hat all dies nicht länger als 20 Minuten gedauert und bei einem
normalen IKEA-Regal benötige ich ansonsten einen halben Vormittag ;-)
Die Montage
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Die Platine wird befestigt
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Das FSSB fertig eingebaut
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Das bleibt vom Cougar übrig
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Der Test |
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Nachdem nun alles eingebaut und wieder an den Computer angeschlossen war, konnte ich meine Spannung
kaum beherrschen. Habe ich beim Umbau alles richtig gemacht und wie wird das Gefühl beim Fliegen
sein? Wird es sich so "anfühlen" wie damals im realen Simulator der US Air Force? Also erst einmal
die Windows Settings für den Joystick aufrufen und testen, was der Stick macht. Halleluja, der Stick
scheint zu funktionieren und auch die Achsen stimmen. Wäre ja echt albern, wenn man die Achsen
vertauscht hätte und statt zu steigen eine Rolle vollführen würde. Danach schnell mit feuchten
Händen mein Falcon gestartet und gleich rein in die Basic-TE zum Üben der Landung. WOUW, what a
great feeling!!!! Ich mache gefühlsmäßig einen Zeitsprung um 4 Jahre zurück und sitze wieder in dem
realen F-16 Simulator. Ich habe das gleiche Gefühl beim Steuern wie damals. Zuerst noch ein wenig
unbeholfen und wackelig, aber dann gewöhne ich mich schnell wieder das das Force-Feeling! Nach ein
paar Platzrunden fliege ich die F-16 exakt und präzise, sie reagiert sehr feinfühlig, es ist
keinerlei "Springen" beim Steuern zu spüren. Der Nullpunkt arbeitet sauber, auch nach langer
Flugzeit. Ich bin begeistert! Das einzige negative, was sich nach längerer Flugzeit einstellt, ist
ein starkes Druckgefühl an meinem Handballen. Hierfür kann aber das FSSB nichts, es liegt eher an
meiner etwas unergonomischen Handhaltung des Sticks auf meinem Schreibtisch. Die optimale Position
zum Fliegen des Cougars ist dann gegeben, wenn sich der Handballen, der Arm und der Stick in einer
waagerechten Linie befinden. Wie im richtigen Cockpit halt ;-)
Nach vielen Stunden Flugtest möchte ich das FSSB nicht mehr missen. Es arbeitet einfach perfekt!
Natürlich bedeutet es am Anfang eine gewisse Umgewöhnung, da man jetzt keine optische Referenz mehr
dafür hat, wie weit man den Stick in eine bestimmte Richtung gedrückt oder gezogen hat. Dies macht
sich vor allen Dingen im Kurvenkampf bemerkbar. Habe ich den Stick nun voll gezogen oder nicht? Mit
einem Force-Stick wird man hier am Anfang eher ein wenig zu viel ziehen und damit viel Kraft
aufwenden müssen. Dies ermüdet natürlich, es erspart einem aber den Gang ins Fitness-Studio ;-). Man
muss eine Weile üben, um hierfür das richtige Gefühl zu entwickeln. Aber so ist es auch in der
realen F-16 und dort gibt es auch keine Stimme, die zu einem sagt: "Du kannst noch ziehen - ziehen -
weiter ziehen - und Stop!"
Ich habe nur einen einzigen winzigen Kritikpunkt an dem FSSB gefunden (ja ja, ich habe immer etwas
auszusetzen ;-). Es betrifft die Ausrichtung des Sticks in der Base des Cougar. Die Sensoren des
realen SSC sind um ca. 12,5 Grad im Uhrzeigersinn aus der Längsachse verdreht montiert, da dies für
den Arm des Piloten ergonomischer ist. Es hat mich immer gestört, dass dies im Cougar nicht exakt
nachgebildet ist. Leider "repariert" das FSSB diese Kleinigkeit nicht. Natürlich kann man die Base
des Cougar einfach diesen Winkel gedreht auf den Schreibtisch stellen, aber ich bin halt ein
Perfektionist ;-)
Positiv an dem Modification-Kit ist noch anzumerken, dass für den Einbau keine originalen Teile des
Cougar verändert oder zerstört werden müssen. Alles kann aufgehoben und bei einem späteren
Garantiefall des Cougar unproblematisch wieder eingebaut werden.
Zum Abschluss kann ich nur sagen - PERFEKT!! Ich bin überglücklich, dass ich mit Hilfe des FSSB dem
Feeling des "realen" Fliegens einer F-16 wieder ein großes Stück näher gekommen bin.
Bilder des FSSB |
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Das FSSB Modification-Kit
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Damit fing alles an
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Der originale Cougar...
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...und mit FSSB
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Force-Transducer am Stick
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Das Gebäuse
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Alles fertig
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Anmerkung:
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